Normalerweise ist es ja nicht meine Art auf diesem Blog über meine Arbeit zu bloggen. Ich trenne das strikt, Arbeit ist Arbeit und das bleibt geheim. Nun hat mich eine Dienstreise aber nach England geführt und ich finde dies ist eine Ausnahme wert, denn so ein bisschen vom Erlebten bleibt einem ja dann doch immer haften.
Meine Fresse dachte ich mir schon nach der Auslosung, England, das Mutterland des Fußballs, neuer Länderpunkt und auch neuer Reiseländerpunkt.
Um so schöner das meine Arbeitgeber allen Kollegen die Anreise ermöglichte.
Die Reise nach England sollte zu einem riesengroßem Abenteuer werden und auch entsprechend arbeitsreich. Das Arbeitsreiche wird im folgendem Bericht bewusst ausgespart, das Abenteuer etwas erläutert.
Die Anreise nach England erfolgte via PKW auf einer wirklich außergewöhnlichen Route. Wolfsburg – Rotterdam, dann Nachtfähre Rotterdam – Hull, dann Hull – Liverpool, dort die Arbeit und das Spiel und anschließend direkt zurück, auf der Route Liverpool – Dover, dann Fähre Dover – Calais und als letzte Etappe Calais – Wolfsburg. Mein lieber Herr Gesangsverein, krasse Tour.
Etappe eins nach Rotterdam war mega entspannt, die Sonne schien, der Kollege sorgte für gute Musik aus den Boxen und für mich fiel der Reiseländerpunkt Holland, ja ich war da noch nicht. Interessant wurde erst in Rotterdam, wo man gefühlt 45 Minuten und gute 50 Kilometer nur durch den Hafen von Rotterdam kutschte. Alter Falter was für eine unfassbare Hafenanlage. Überall nur Öl und Containerschiffe und zwischen drin, mitten im nichts, eine Fähre die uns über die Nordsee bringen sollte. Nach etwas suchen die Auffahrt gefunden und noch schnell die Personalformalitäten geklärt, ehe es in einer spektakulären Auffahrt in das Innere des Schiffes ging.
Da wir eine Nachtfahrt vor uns hatten, hieß es eine Kabine zu beziehen. Zu dritt in einer vierer Kabine, die in etwa 8, lass es 10 qm gewesen sein, hatte. Spannend waren vor allem die Betten, welche, jeweils zwei auf jeder Seite, aus der Wand geklappt wurden. Danach konnte man sich in der Kabine zwar nicht mehr bewegen, aber Hey wir konnten pennen. Geheuer war mir das nicht, es handelte sich auch um eine Innenkabine, so das man in völliger Dunkelheit ausharrte.
Auf dem Schiff gab es so ziemlich alles was man zum verbringen einer Nacht so brauchte. Wir verbrachten den Abend an Deck und genossen den Spätsommer, insbesondere die Ausfahrt auf das offene Meer durch den dunklen Hafen Rotterdams hatte sehr viel Charme.
Das trügerische an Deck war jedoch, das man kaum Seegang merkte. Als ich aber in die Kabine ging und den Schlaf genießen wollte, merkte man das Schwanken dann doch schon etwas, dazu kam noch das Bett welches im Takt des Motors vibrierte. Bei aller liebe, meins war das nicht, ich beschäftigte mich auch die ganze Nacht mit dem Gedanken, was wohl passiert wenn das Bett mich nicht hält.
Sei es drum, ich habs überlebt, aber eine Kreuzfahrt werde ich wohl eher nicht bestreiten.
England, genauer gesagt Hull-City, empfing uns am frühen Morgen mit Typisch englischem Wetter! Nebel, so dich das man kaum die Reling sah, geschweige denn das Wasser. Die Luft jedoch war absolut herrlich. Dann ging es runter vom Schiff und rein in den Linksverkehr. Radio aus, volle Konzentration. Ich hatte mich schnell reingefuchst, komisch wirkte das aber doch. Dennoch war es unfassbar, wir befanden uns noch in einem 1. Weltland und die Autobahnen sahen so was von unsicher aus, dazu viel zu kurze Auf- und Ausfahrten und Parkplätze, die ein besserer Standstreifen waren. Alter Schwede, Wahnsinn! In Deutschland hätte so eine Strecke geschlossen werden müssen.
Die Einfahrt nach Liverpool war dann wieder zum genießen. Bester Ausblick auf die typisch bekannten englischen Backsteinhäuser. Das ist schon ein verdammt geiler Baustil. Nach etwas Suchen einen guten Parkplatz im Hafen gefunden, ging es zu Fuß in die Stadt weiter. Liverpool, die Stadt der Beatles macht einiges her, aber wir waren ja zum Arbeiten hier, so dass nur Zeit für einen Besuch der Mathew Street und eines kleinen Beatles Laden, sowie für ein Mittagessen in einem echtem Irishpub blieb.
Wolfsburg startete dann so circa 2 Stunden vor Anpfiff via Fußmarsch zum Stadion. Spannend hierbei war die Entspanntheit der englischen Polizei und die geringe Anzahl an Einsatzkräften, was man so aus Deutschland ja nun nicht unbedingt kennt. Der Marsch über gut 6 Kilometer zog sich und ich war doch recht froh endlich am Goddison Park angekommen zu sein.
Absolutes Highlight waren dann die engen Einlasstüren, wo ich gerade so durch passte und dann der viel zu schmale Cateringberich mit seinen vielleicht 5 Metern Breite. Alter, klaustrophobisch! Auch das würde man in Deutschland nie genehmigen. Drinnen ging es weiter, Holzstühle, Blau lackiert. Geil!!! Ansonsten an den Ecken offen, 4 einzelne Tribünen, drei davon zweirangig und eine, direkt neben dem Gästeblock einranging. Alles überdacht und der Gästeblock von der Eckfahne bis fast zur Mittellinie, keine Zäune und vielleicht 2 Meter von der Seitenlinie entfernt. Meine Fresse, geile Hütte! Dazu kommt das der Laden da mitten im Wohngebiet stand. Ich liebe es.
Zum Spiel sage ich jetzt mal nicht, die meisten haben es ja im Fernsehen gesehen. Wolfsburg spielte gut, war aber vor dem Tor viel zu zaghaft und Everton machte die Buden, die Sie machen mussten. Das erste etwas Glücklich, der Rest zauberhaft. Kurz vor Schluss gelang dem VfL der Ehrentreffer, sehenswerter Freistoß. Everton mit einer geilen und namhaften Truppe, besonders Eto und Howard zwischen den Pfosten stachen heraus.
Die Stimmung bei Everton typisch Englisch. Es wurde Fußball geschaut, nach den Toren gejubelt und dann vielleicht kurz gesungen, aber wie. Meine Fresse Gänsehaut, weil wen gesungen wird, dann singen alle. Brachial laut. Schade, das es nur nach den Toren laut wurde, das wäre über 90 Minuten sonst richtig geil geworden. Später habe ich mir aber sagen lassen, das Everton wohl das leiseste Stadion der Liga ist und auch „The Libery“ genannt wird. Wolfsburg in der ersten Halbzeit mit einem guten Auftritt, welcher allerdings in Halbzeit zwei zunichte gemacht wurde, als man dem Spielverlauf entsprechend das Singen vergaß.
Es gab auch noch kurz Stress, als die englische Polizei einen wegen Rauchen, was in englischen Stadien grundsätzlich verboten ist, auszog. Was sich aber schnell wieder legte. Nach dem ich die Holzstühle gesehen hatte, verstand ich dieses Rauchverbot aber auch.
Nach dem Spiel war es lustig zu beobachten, wie die Engländer mit Taxis heimfuhren. So etwas wie ÖPNV gab es nur in Form von Bussen. Metroanschlüsse in direkter Stadionnähe gab es in einer Weltstadt wie Liverpool nicht.
Die Rückreise verlief dann aber entspannt.
Meine Kollegen und ich nahmen uns dann doch spontan noch ein Hotel. Der Tag war zu kräftezehrend. Besonders diese Schiffahrt, ich hatte auch am nächsten Tag noch Stundenlang das Gefühl die ganze Insel würde schwanken. Ich glaube, das nennt man dann Seekrankheit.
Am nächsten morgen erst mal noch nett gefrühstückt. Gebratene Wurst, Bohnen, Ei, was halt zu so einem englischem Frühstück dazugehört. Geiles Essen! Das könnte man hier in Deutschland gern übernehmen.
Was danach folgte war eine Tortour. 400 Kilometer lagen vor uns, bis wir den Fährhafen Dover erreichen sollten, gerechnet hatten wir mit 5 Stunden, gebraucht haben wir 9! Wahnsinn, kein vorwärtskommen, Durchschnittsgeschwindigkeit unter 40 KMH und im Umkreis von London mal eben 2 Stunden Stau. AHU, nicht!
Endlich in Dover angekommen, staunte ich über diese Fährhafenanlage nicht schlecht. Meine Herren, hier ist alles nur auf Verschiffung ausgerichtet, dazu dieses Riesigen Felsen im Rücken, geiler Anblick.
Auf der Fähre zurück noch schön Fisch and Chips genossen und schon war sowohl der Ground, als auch der Länderpunkt und der Reiseländerpunkt England Geschichte. Irgendwie ist das ja doch ein sehr interessantes Land, ich glaube ich komm gern auch mal privat vorbei.
Gegen 23 Uhr Freitagabend erreichten wir Calais, dann musst wir noch die ca. 750 KM nach Wolfsburg abreißen. Ging zu dritt so einigermaßen, gab für mich noch ein Andenkenfoto der Stadt Bielefeld. Naja was solls.
Samstagmorgen gegen 7 endlich wieder daheim. Wahnsinn, von Mittwoch 10:30 Uhr bis Samstag 7:00 Uhr, was für eine Wahnsinnstour. Brauch ich so schnell nicht nochmal, muss man aber mal mitgemacht haben.
Meine Freundin wollte dann noch mit mir weiter nach Paderborn. Ich lehnte dankend ab, stieg ins Bett, von Autos hatte ich erst mal die Nase voll.
Weitere Bilder findet ihr hier!
Spielüberblick:
FC Everton: Howard – Coleman (90. Osman), Stones, Jagielka, Baines – Barry, McCarthy – Mc Geady, Naismith (82. Gibson), Miralles – Lukaku (69. Eto’o)
VfL Wolfsburg: Benaglio – Jung, Naldo, Knoche, Rodriguez – Malanda (46. Hunt), Luiz Gustavo (77. Guilavogui) – Caligiuri (61. Bendtner), Arnold, De Bruyne – Olic
Tore: 1:0 Naismith (15.) 2:0 Coleman (46.) 3:0 Baines (47. / Foulelfmter) 4:0 Miralles (89.) 4:1 Rodriguez (90.+3)
Zuschauer: 32.000